Welche Menschen kommen bei unserer Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften zusammen? Lernen Sie hier Gesichter und Geschichten  kennen.

Bei dieser Tandem-Geschichte erfahren Sie unter anderem, wann man sich in Somalia zum Kafi trifft.

Geschichten über Unterstützung

In Somalia trifft man sich jeden Mittwoch auf einen Kaffee

An einem Montagmorgen erhielt ich einen Anruf von einem jungen Mann mit etwas brüchigem Deutsch, der übers Sozialamt auf uns aufmerksam geworden war.
Seine Anfrage: Er brauchte jemanden als Unterstützung für seine Maurer-Lehrabschlussarbeit, die er bereits in zehn Tagen einreichen musste. Er hatte einen grossen Teil schon selbst geschrieben aber sein Deutsch deutete auf eine intensivere Unterstützung hin.

Ich wusste, da musste sich rasch jemand mit ihm hinsetzen, wenn er es schaffen wollte. Seine Uhr tickte und er klang etwas verzagt und sorgenvoll.
So rief ich drei Leute an, die sich hätten eignen können und erhielt von den ersten beiden wegen der Kurzfristigkeit eine Absage.
Bei der Dritten, Sabine, einer freiwilligen Helferin seit Ende 2020, hatte ich aber Glück: Sie selbst hatte zwar keine Zeit aber Daniel, ihr Kollege. Ihn hatte ich bei meinem persönlichen Gespräch mit Sabine auch kurz kennengelernt und er deutete damals an, irgendwann bei uns mitmachen zu wollen.
Nun war die Zeit reif!

Der Kontakt zwischen den beiden Männern kam zu Stande. Wenige Tage später erreichte mich Daniels untenstehende Mail.

Mein Herz wurde um ein paar Grad wärmer.

Liebe Natasa

Cabdi war nun gestern bei mir – pünktlich wie die Maurer und super motiviert, die Arbeit gemeinsam zu Ende zu bringen. Das lag ihm wohl wie ein Stein im Magen. Er hat in den letzten Tagen deswegen schlecht geschlafen.

Wir haben zusammen das Schlusswort erarbeitet, Bilder recherchiert, Bildverzeichnis erstellt und nochmal die wichtigsten formalen Anforderungen abgeklopft. Als wir fertig waren, war er ziemlich erleichtert und meinte nur: Jetzt kann ich wieder gut schlafen. Ziel erreicht!

Auch ich habe von ihm viel Interessantes (und Erschreckendes) aus seiner Heimat erfahren. Leider auch viele schlechte Erfahrungen mit Bombenanschlägen und Willkür der Terroristen-Milizen von Al-Shabaab. Als der Wind einmal das offene Fenster etwas lauter zugeknallt hat, ist er deswegen zusammengezuckt, wie er selbst gesagt hat.

Der Fussweg am Fluss hat ihm so gut gefallen, dass er vielleicht mal mit seinen Töchtern hierher kommen will – wenn er es schafft, sie von ihrem Lieblingsspielplatz beim Bucheggplatz loszueisen. Ich habe ihn jedenfalls eingeladen, jederzeit gerne hier vorbei zu schauen, wenn er Unterstützung braucht oder einfach mal einen Kaffee trinken will. Wie ich jetzt gelernt habe, trifft man sich in Somalia traditionell jeden Mittwoch zum Kaffee.

Herzliche Grüsse und ein schönes Wochenende
Daniel