Welche Menschen kommen bei unserer Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften zusammen? Lernen Sie hier Gesichter und Geschichten kennen.
Geschichten über Unterstützung
Interview mit einem "Sprachen-Tandem"
Seit letztem Frühsommer unterstützt Regula Würgler aus Höngg die aus Eritrea stammende Okba Hailu in Deutsch und bei der Stellensuche. Die beiden Frauen erzählten separat am Telefon von den schönen Seiten und den Herausforderungen dabei.
Regula, wie bist du auf die Nachbarschaftshilfe Zeitgut Zürich Höngg Wipkingen gestossen?
Ich wollte in dieser schwierigen Situation etwas Gutes tun und fand euch ziemlich schnell übers Internet.
Warum hast du Ausschau gehalten nach einem sozialen Projekt?
Ich bin pensioniert. Unterstützung im sozialen Bereich interessierte mich immer schon. Es ist auch wunderbar – ohne Druck – andere Menschen unterstützen zu können. Zudem kommt man unter die Leute im Quartier und auch ausserhalb.
Du unterstützt seit diesem Frühsommer Okba, eine Eritreische, junge Frau in Deutsch und bei der Stellensuche im Pflegebereich. Was empfindest du dabei als eher herausfordernd und was als besonders schön?
Herausfordernd ist es, viel Unwissenheit auszuhalten. Ich kenne wenig bis nichts vom Hintergrund, woher Okba kommt, es braucht Zeit, einander zu verstehen. Verstehen und Kommunikation sind manchmal zwei Dinge. Selbst die Schweizer Realität von Okba ist mir oft ein Rätsel. Ich muss meine Grenzen kennen und wissen, dass ich niemanden retten kann. Ich kann vielleicht ein Brückenkopf, ein Ankerpunkt sein und ich kann mich einer völlig neuen Realität aussetzen, die mich aus meiner Konfortzone herausholt und mir bewusst macht, wie gut es mir geht.
Hat Okba inzwischen Fortschritt gemacht in der Sprache und im Umgang in unserem für sie nicht unkomplizierten Land?
Für richtige Fortschritte ist der Berg noch zu gross. Okba sagt manchmal selber, sie sei wie ein Kind, das alles neu lernen müsse. Das ist ein gutes Bild. Für Okba ist vieles immer noch nicht selbstverständlich, wie PC, Drucker usw. Viel erklären ist wichtig – was für uns selbstverständlich ist für sie es nicht. Beginner zu sein in einem fremden Land ist sehr eng und schwierig. Und Fortschritte brauchen viel Zeit.
Wie wichtig sind für dich die Zeitgutschriften, die du bekommst für deine Freiwilligen-Arbeit?
Ich mache ein Stunden-Protokoll, wichtig ist es nicht unbedingt für mich, aber es ist auch gut für die Nehmenden zu wissen, dass die Gebenden auch etwas bekommen: «Zeit» für sich, die sie allenfalls später auch einlösen können.
Wie sieht euer momentaner Kontakt aus?
Regula: Im Moment haben Okba und ich krankheitshalber nur Telefonkontakt, wir hoffen, dass es sich bald ändern wird. Wir möchten noch einiges gemeinsam erreichen und dafür ist der persönliche Austausch, unter den notwendigen Vorsichtsmassnahmen, wichtig.
Okba, seit wann lebst du in der Schweiz?
Seit 2015. Im September 2014 flüchtete ich alleine aus Eritrea. Meine Stationen waren Äthiopien, Suddan, Lybien, Italien und schliesslich Schweiz, wo ich im Oktober 2015 eintraf. Ich war über ein Jahr auf der Flucht – es war eine sehr schwierige Zeit.
Wie ist es für dich in der Schweiz?
Ich habe es mir nicht so herausfordernd vorgestellt, es ist neben der neuen Sprache auch eine ganz andere Mentalität, mit der ich mich vertraut machen musste und noch muss. Doch der Schlüssel liegt für mich in der Sprache. Wenn ich gut genug Deutsch kann, wird es auch einfacher sein, eine Lehrstelle in der Pflege zu finden. Ich finde Deutsch wirklich schwierig zu lernen.
Es macht es nicht einfacher, dass ich ganz alleine nach Zürich gekommen bin und auch alles alleine schaffen muss. Ich vermisse meine Mutter in Eritrea sehr.
Was machst du im Moment und wo kriegst du Unterstützung durch Regula?
Okba: Seit fast einem halben Jahr mache ich einen Deutsch-Kurs vom Roten Kreuz, der extra für angehende Pflegekräfte ist. Ich möchte in der Pflege arbeiten, dies wäre mein Traumberuf. Regula unterstützt mich sehr dabei. Sie hilft mir zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Auch haben wir zusammen zwei Bewerbungen geschrieben und geschickt. Regula ist sehr lieb und geduldig mit mir, das tut mir gut.