Welche Menschen kommen bei unserer Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften zusammen? Lernen Sie hier Gesichter und Geschichten  kennen.

Geschichten über Unterstützung

Drei sind hier nicht einer zu viel – im Gegenteil!

Gut sieht er aus, Herr Eichenberger, als er mir an diesem fast frühlingshaftem Oktobertag für das Interview die Türe öffnet. Er hat eine neue, beinahe jugendliche Frisur und auch das Laufen hat sich merklich verbessert. Vor fast einem Jahr, als er auf uns gestossen war, beklagte er sich zwar wenig aber es war sichtbar, dass ihm jeder Schritt schwerfiel, bedingt durch den Knochenverschleiss. Schön, ist das heute anders.
Als beide Gebende, Christian Marcan und Johanna Blatter, da sind, starten wir das Interview gemütlich am Wohnzimmertisch und können dabei einen Kafi geniessen und Guetzli knabbern.

Herr Eichenberger, weshalb haben Sie vor fast einem Jahr unsere Nachbarschaftshilfe kontaktiert?
Alfred Eichenberger: Ich habe seit gut drei Jahren starkes Rheuma und durch die Schmerzen fallen mir gewisse alltägliche Aufgaben wie Einkaufen oder Wäsche aufhängen schwer. Durch eine Bekannte habe ich von der Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften erfahren und wurde neugierig.

Johanna, du übernimmst seither das Einkaufen für Herrn Eichenberger, wie ist das für dich?
Johanna Blatter: Richtig, ich mache das jeden Dienstag für Herrn Eichenberger und auch sehr gerne. Es ist sehr schön und bereichernd für mich, diese Aufgabe zu haben.

A.E.: Frau Blatter ist immer für eine Überraschung gut. Ich esse einmal am Tag warm in Form von Mikrowellen-Fertiggerichten, das geht schnell und schmeckt auch meistens. Frau Blatter hat dann mit der Zeit angefangen, mir was Frisches «dazu zu schmuggeln», vor allem Früchte und Gemüse. Und es schmeckt mir, auch wenn es nicht auf meiner Einkaufsliste steht.

Christian, mit der Zeit kamst auch du dazu und wurdest vor allem als Hilfe im Haushalt angedacht, denn vor allem das Staubsaugen wurde für Herr Eichenberger sehr anstrengend.
Christian Marcan: Johanna Blatter und ich übernehmen verschiedene Aufgaben. Sie kauft für ihn ein, und wie ich das sehe, macht sie das sehr sinnvoll und sparsam, denn sie achtet auch auf die Angebote. Ergänzend zu ihrem Einkauf gebe ich Herr Eichenberger ab und an frische Eier von meinen Hühnern, hausgemachte Confi und selber geräucherten Aufschnitt. Hauptsächlich übernehme ich aber das Staubsaugen. Nach getaner Arbeit sitzen wir oft noch zusammen, reden über Gott und die Welt und trinken manchmal auch ein Weinchen dazu. Ich mag es mit ihm zu plaudern.

A.E.: Ich muss dazu sagen, dass ich durch ihn vor einiger Zeit mal wieder zum Arzt ging. Er machte immer wieder freundlich Druck. Gut, hab ich auf ihn gehört, denn ich erhielt eine neue Medikation, die die Schmerzen in den Beinen merklich verringert. Schauen Sie, ich gehe nun ganz gut ohne Rollator. Das war vor einiger Zeit kaum möglich.

Foto Interview
Alfred Eichenberger (Mitte) mit seinen beiden Unterstützern, Christian Marcan und Johanna Blatter

Ab hier wird angeregt und lebhaft geplaudert, es geht um Themen wie Gesundheit, Essen, das Schweizer Sozialsystem oder Knigge. Ich komme zu keiner Frage mehr, aber das macht nichts, denn es macht Spass zu sehen, wie gut diese Dreier-Konstellation zu funktionieren scheint. Ich nehme noch ein Guetzli und sage «uf Wiederseh mitenand!».