Welche Menschen kommen bei unserer Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften zusammen? Lernen Sie hier Gesichter und Geschichten kennen.
Geschichten über Unterstützung
Über eine Männerfreundschaft
Welche Menschen kommen bei Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen zusammen? In diesem Beispiel berichten wir über eine Männerfreundschaft zweier Generationen.
Der Treffpunkt für unser Interview ist das Alterszentrum Sydefädeli. Hier wohnt Francis Schultheiss seit einigen Jahren. Es ist kalt, ich warte draussen. Aber nicht lange, denn schon kommen mir die beiden Herren von Innen entgegen. Der ältere Herr wird dabei vom jüngeren Rafael Iten im Rollstuhl geschoben. Beide sind warm eingepackt, das ist auch wichtig; denn jetzt geht es mit den ÖV zum Hallenstadion, es spielt ZSC Lions gegen Fribourg und dies wollen sich die beiden nicht entgehen lassen. Allen voran Herr Schultheiss, ein grosser Sportfan. Ich darf sie bis zum Stadion begleiten und ein paar Fragen stellen.
Herr Schultheiss, freuen Sie sich aufs Spiel heute Abend?
F.S.: Oh ja sehr! Mein Eishockey-Herz schlägt für Fribourg, da bin ich geboren und aufgewachsen. Bereits vor zwei Jahren konnte ich sie mit Rafael an einem Match der beiden Mannschaften anfeuern, nun ist es wieder so weit.
Wann kamen Sie nach Zürich?
F:S: Mit 20 Jahren. Bis dahin hatte ich bereits viel erlebt, nicht nur Schönes. Meine Kindheitsjahre verbrachte ich im Waisenhaus bei Nonnen und mit 13 Jahren landete ich als Verdingbueb bei einer Bauernfamilie im Bernbiet. Ich hatte aber das Glück, dass sie mich fast wie einen Sohn aufnahmen.
R.I: Ich durfte in Gesprächen mit ihm seine unglaublich bewegte Lebensgeschichte erfahren, sie hat mich überaus berührt.
Herr Iten, seit wann kennen Sie beide sich?
R.I.: Seit gut zwei Jahren. Wir treffen uns jede Woche für einen gemeinsamen Nachmittag. Meistens spazieren wir dann der Limmat entlang, kaufen uns irgendwo Brot und Fleischkäse unterwegs. Francis mag Fleischkäse sehr. Dann lassen wir uns das Essen zum Beispiel in GZ Wipkingen schmecken. Und reden dabei.
F.S: Und dann gibt’s auch noch die grossen Ausflüge!
R: I: Genau, ungefähr alle zwei Monate machen wir einen Tagesasuflug. Wir waren beispielsweise bereits am Türlersee, in Appenzell Innerrhoden, Fribourg oder machten zusammen eine Zürichsee- Schifffahrt. Francis geniesst das sehr als ehemaliger Bähnler.
Sie haben bei der SBB gearbeitet?
F:S: Ja, ab meiner Ankunft in Zürich. Zuerst war ich beim Fahrleitungsbau und dann als Rangierer tätig. Bis zu meinem schweren Arbeitsunfall mit 36 Jahren, der alles veränderte. Seither lebe ich ohne ein Bein und auch an den Händen erlitt ich schwere Verletzungen.
Herr Iten, mit der Lebensgeschichte von Herrn Schultheiss sind die Themen, die Sie besprechen, sicher nicht nur die leichten. Und doch erlebe ich Sie beide zusammen als vergnügt und in einer sehr positiven Stimmung. Was gibt Ihnen diese gemeinsam verbrachte Zeit persönlich?
R. I: Francis hat mir von Beginn an gezeigt, wie sehr er die gemeinsamen Unternehmungen schätzt und geniesst, dies motiviert mich. Aber eigentlich ist es ganz einfach mit folgendem zu beantworten: Ich bin schlicht und einfach sehr gerne mit ihm zusammen.
Die Interview-Zeit neigte sich dem Ende zu, wir sind beim Hallenstadion angekommen. Nun ganz wichtig, ein Foto! Rafael Iten zog Herrn Schultheiss mit seinem Einverständnis die Kappe vom Kopf und strich ihm geduldig und liebevoll die Frisur zurecht. Klick! Und nun ab zum spannenden Spiel. Es war mir eine Freude dieses «Interview on the go» mit diesem eingespielten Duo zu führen.
Im Namen von Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen, Nataša Karnath