Unter der Rubrik «Grüezi mitenand, ich bin…» werden Menschen interviewt, die bei Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen mit dabei sind und Lust haben sich vorzustellen.

Dieses Mal Interview mit Samir aus Wipkingen.

Grüezi mitenand, ich bin…

Samir, letzten März bist du zu uns gestossen, wie hast du damals von Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen erfahren?

Ich werde regelmässig von der Spitex unterstützt. Eines Tages zeigte mir eine Pflegerin den Flyer von Zeitgut und ich entschloss mich, Kontakt aufzunehmen. Ich leide seit meiner Kindheit unter Hämophilie (Bluterkrankheit), habe Prothesen an beiden Knien, einem Ellbogen und einem Fuss. Das Laufen gestaltet sich somit als schwierig, vor allem tragen darf ich dabei nicht viel. Deshalb war ich froh, von einem nachbarschaftlichen Unterstützungsangebot zu erfahren. Ehrlicherweise zögerte ich ein bisschen mit der Kontaktaufnahme, es ist nicht leicht für mich um Hilfe zu fragen.

Welche Unterstützung erfährst du seither via Zeitgut?

Es werden wöchentlich für mich die etwas schwereren Sachen eingekauft, das entlastet mich sehr. Es sind zwei junge Frauen aus der Nachbarschaft, die sich abwechseln. Ich bin dankbar, möchte aber auch gerne meine Fähigkeiten in die Gemeinschaft mit einbringen.

Was ist denn dein Angebot an die anderen Zeitgutler?

Ich bin gelernter Elektroniker, kann z.B. Handys reparieren. In Marokko, woher ich komme, war ich auf Fernseher spezialisiert, aber duch meine Krankheit wurde mir dies zu beschwerlich.

Hier in der Schweiz repariere ich immer wieder die Handys von meinen Bekannten, vor allem wenn das Display kaputt geht, was das häufigste Problem ist. Auch wechsle ich schwache Akkus aus oder helfe bein Ton- oder Netzwerkproblemen. Gerne nehme ich Anfragen von der Zeitgut-Community an, das Material müsste man selbst mitnehmen, den Rest würde ich erledigen.

Du beziehst Sozialhilfe, dein Wunsch ist es jedoch einer Tätigkeit nachzugehen. Was könntest du dir denn vorstellen?

Ich bin offen für alles, wirklich. Ich müsste einfach dabei sitzen können. Dann könnte ich bis zu 4 Stunden am Tag gut eingesetzt werden – egal für was. Ob etwas verpacken, zusammenschrauben, manuell bin ich geschickt. Es wäre mein grosser Wunsch, etwas zu machen, gebraucht zu werden. Ohne Beschäftigung können die Tage sehr lang sein.

Wie stellt man sich deinen Alltag im Moment vor?

Ich habe durch meine Krankheit immer wieder Arztbesuche, die zwangsläufig eine gewisse Struktur bieten. Ansonsten lese ich ganz viel, vor allem Bücher über Informatik. Im Moment lese ich ein ganz interessantes Buch über Hacking. Auch höre ich mich regelmässig mit meiner Familie in Marokko, ich habe noch drei Schwestern dort mit ihren Familien. Ich selbst lebe alleine hier in Wipkingen. Manchmal fühle ich mich einsam dabei. Nach Marokko zurückzugehen ist aber keine Option, meine Krankheit könnte dort nicht ausreichend behandelt werden.

Du lebst in einem Wohnhaus für Menschen mit Handicap. Wie ist der Kontakt untereinander?

Mit dem Bewohner neben mir habe ich mich etwas angefreundet, die Chemie stimmt zwischen uns. Ansonsten habe ich keinen Kontakt zu den anderen Bewohnern. Viele sind mit ihren eigenen Themen und Problemen beschäftigt und leben zurückgezogen. Ich selbst bin kontaktfreudig. Fast täglich gehe ich in Wipkingen Kleinigkeiten einkaufen und mache eine Pause am Röschibachplatz- falls jemand aus der Nachbarschaft dann mit mir einen Schwatz halten möchte – ich würd mich freuen!

Das nehmen wir sehr gerne auf! Bitte bei Interesse auf Natasa Karnath zugehen, Tel: 077 538 49 93 oder Mail: geschaeftsstelle@zeitgut-zuerich.ch